Freitag, 18. September 2009

18. September: Recherche-Besuch bei Barbarossa

Innenraum des Oktogons der Abteikirche von Ottmarsheim

Wie sie ja schon wissen ist dies nicht irgendeine Reise, sondern eine auf den Spuren der Hauptfigur meines nächsten Romans und damit in die Welt der Fantasy... Doch die Reise ist echt. Diese und die weiteren Folgen finden Sie unter dem Tag Ozas Reise

Ok, ich geb's zu: verfranst. Es gibt Momente, da muss man einfach über alle Berge. Glücklicherweise gab es in jener Zeit, in der mein Fantasyroman spielt noch keine Autobahnen. Aber von vorne. Eine Station der Geschichte ist Augusta Raurica In diesem Fall erfolgte der Einfall der Romanautorin vorbei an faulen römischen Schweinen (ein extr
a eingerichteter "Haustierzoo") und dann durch das Oststor.

Soweit, so gut. Vor allem das zweite Frühstück.

Eine faule römische Sau

Nicht lange danach folgte auch schon einer der wunderbarsten Orte,
die man sich vorstellen kann: die Kirche der Abtei von Ottmarsheim. Ich habe selten ein so beeindruckendes Gotteshaus gesehen, wahrscheinlich gerade weil es nicht prunkt und protzt. Die besondere Zier dieses Hauses ist seine Schlichtheit. Ich kenne den Aachener Dom, der das Vorbild der Kirche der Benediktinerinnen-Abtei gewesen sein soll – aber dieser Kirchenbau hat mich noch mehr beeindrukt, zählt für mich zu den schönsten, noch großteils romanischen Bauten, die ich je gesehen habe.

Von außen wirkt das Oktogon mit dem Turm bescheiden, aber innen – das ist wirklich ein Erlebnis und zwar nicht durch Pracht und Fülle. Es ist das warme Licht. Es fällt durch eine Empore mit Arkaden, als wolle es den Besucher einhüllen, willkommen heißen. Ich hatte das Gefühl, wenn ich mich jetzt auf einen Sonnenstrahl setze, dass trägt er mich direkt hinauf ins Universum. Das unterstreicht auch der Eintrag einer Frau ins Gästebuch.
Immer wieder zieht es mich in diese wunderbare Kirche, die mir mein Mann vor vielen Jahren gezeigt hat. Heute komme ich alleine, weil es ihn nicht mehr gibt...
Und dann habe ich mich erst einmal verfranst (siehe oben). Ich hoffe, es fragt mich niemand, wo und wie ich von Wege abgekommen bin. Ich weiß es nicht mehr, muss mir das erst mal genauer anschauen. Später. Viel wichtiger ist, dass ich den Bibelestein von Cernay fast auf Anhieb gefunden habe.
Der Bibelestein von Cernay

Wie, den kennen Sie nicht? Darunter schläft, der Legende nach, Kaiser Rotbart. Inzwischen übrigens praktischer Weise direkt neben dem Tourismusbüro und ganz in der Nähe des Stadtmuseums an der Rue de Thann, dem alten Tor.

Natürlich warBarbarossas Stein früher woanders. Im Ochsenfeld. Das sei etwas außerhalb der Stadt, meinte die freundliche Dame von der Touristinfo und zog einen großzügigen Kreis auf der Stadtkarte. Naja, so genau wisse man das nicht. Aber einen Markt habe es da gegeben. Mit Ochsen, wie es der Name schon sage. Vielleicht, so die Kollegin, sei der Stein ja auch ein alter Mühlstein. Ziemlich wahrscheinlich sogar.

Ob der Kaiser Barbarossa auf den Kopf gefallen ist? Und er ist deshalb nach seinem Tod im Heiligen Land dorthin zurückgekehrt? Das erscheint mir jedenfalls plausibler als die Legende, er schlafe im Kyffhäuser. Denn im Elsass, in Haguenau, war die Lieblingspfalz des Staufers. Dort soll auch der Prozess gegen Richard Löwenherz stattgefunden haben. Ach ja, es ist einfach zu schön in diesem Land zwischen Geschichte und Geschichten.

Übrigens: Cernay hieß ab dem 17. Jahrhundert Sennheim. Im 2. Weltkrieg mussten in der Region viele Menschen ihr Leben lassen - so sinnlos. Jeder gewaltsame Tod ist einer zu viel. Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, die Menschheit wird nie klug.

Nach Cernay wollte ich eigentlich auf Nebenstraßen weiterfahren – landete aber irgendwie auf der Route 66. Wahrscheinlich, weil ich das Lied gut finde. Ok, ich geb's zu, ist eine Ausrede.

Vielleicht habe ich ja auch geahnt, dass mich eine wunderbare Strecke erwartet: Paraglider, die Fahrt über eine romantische Passstraße und den Col de Busnang, bewaldete Berge in der Abendsonne (die zugegebener Maßen manchmal ziemlich blendete, denn ich fuhr gen Westen), kleine Dörfer, heimelige Städtchen, eines französischer als das andere.

Ich wollte aber nicht nach Épinal. Dahin hätte die Route 66 mich nämlich gebracht, sondern nach Vesoul. Also tat ich, was ich schon längst hätte tun sollen, ich kaufte mir eine anständige Karte der Gegend. Und siehe da, es gab einen Weg. Der führte mich über die D 486 zunächst nach Lure und dann die N 19 entlang nach Vesoul. Doch davon erzähle ich später – diese Stadt ist es wert. Ich glaube nämlich Jean Gabin muss schon hier gewesen sein.

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